Skype: Erfolgsstory nahm ihren Lauf in Luxemburg
Interview mit Hans-Jüergen Schmitz, Mitgründer von Mangrove Capital Partners
Nur wenige Leute wissen, dass Skype in Luxemburg die ersten Schritte gegangen ist. Wie wurden Sie zum ersten Investor in Skype?
Skype war die Idee zweier unorthodoxer Gründerpersönlichkeiten, Niklas Zennström und Janus Friis. Beide hatten sich bei Tele 2 Ende der 90er-Jahre in Luxemburg kennengelernt. Eines ihrer ersten „Gründungsbabies” war nicht Skype sondern eine P2P (Peer to Peer) Dateien-Tauschplattform namens Kaazaa, vorrangig genutzt für den Austausch von Musikdateien, berühmt geworden durch ihre weltweite virale Verbreitung (über 300 Millionen Nutzer) und damit auch Zielscheibe der Musikindustrie. Die Grundidee hinter Skype war dieselbe: Nutzung eines weltweiten server-losen Netzwerks zum Austausch von (Sprach)datenpaketen. Als wir mit den Gründern in Kontakt kamen, war Skype ein Konzept, Breitband-Internet noch weitgehend unbekannt und die Verbände der Musikindustrie auf dem Kriegspfad mit Kaazaa. Nicht eben ideale Voraussetzungen für Investoren. Aber das Produktkonzept war überzeugend und das disruptive Potential immens. Letzteres war für unsere Investition entscheidend.
Nach der Investition in Skype hat Mangrove in viele weitere Start-ups investiert. Welche Erfolgsrate haben Sie dabei verbucht?
Das Basisrezept für einen erfolgreichen Früh(st)phasenfinanzierer lässt sich unserer Erfahrung nach auf eine recht einfache Formel reduzieren: eine erfolgreiche Beteiligung an einem Zielunternehmen muss das Potenzial haben, den gesamten Investmentfonds mindestens einmal in voller Höhe zurückzuzahlen. Das gelingt im Start-up-Umfeld statistisch bestenfalls bei einer von hundert Investitionen. Und es erfordert eine erhebliche Disziplin sowohl bei der Auswahl der Beteiligungen als auch bei der Fondsgröße, denn: je größer das Volumen des Fonds desto höher die Hürde, die erwartete Kapitalrendite für unserer Investoren zu erzielen. Wir bei Mangrove haben diesbezüglich eine Faustregel: kein Fonds über € 200 m Millionen. Und damit liegen wir im Vergleich zu anderen erfolgreichen europäischen Start-up Finanzierern klar in der unteren Hälfte. Aber die Erfahrung gibt uns Recht. Wir waren nach Skype bei der Entwicklung dreier weiterer Technologieunternehmen beteiligt, die eine Millardenbewertung erzielt haben und einen Fonds mindestens einfach und, im Falle von Skype und der zwischenzeitlich in den USA börsennotierten israelischen Firma Wix.com, mehrfach zurückgezahlt haben.
Was hat Mangrove, einem der bekanntesten europäischen Wagniskapitalgeber, erlaubt, in Luxemburg zu wachsen?
Wir investieren neben unserem eigenen Geld vor allem Geld von nationalen und internationalen Finanzinvestoren. Hier spielt der Standort Luxemburg eine wesentliche Rolle. Wir haben seit unserer Gründung vom guten Ruf Luxemburgs als einem der weltweit angesehensten Standorte für alternative Investmentfonds profitieren können. Für Start-up-Finanzierer ist Luxemburg zugegebenermaßen nicht die naheliegendste Adresse in Europa. Üblicherweise etablieren sich diese viel näher bei ihren jeweiligen Heimatmärkten, also z.B. Paris, London, Stockholm, Berlin etc. Aber darin liegt auch die Stärke. Gute Ideen sind nicht geographisch begrenzt und Luxemburg hat keinen natürlichen Heimatmarkt. Also waren wir von Anfang an gefordert, unsere Investitionen in anderen Märkten zu finden, im Wesentlichen in der EU und in Israel. Der Erfolg unserer Investitionen in Deutschland (Brands4Friends, Lesara, Outfittery), in Israel (Wix.com. WalkMe), aber nicht zuletzt auch Luxemburg (mit Skype) hat unser Image hier weiter gefördert und einen Beitrag geleistet zu Luxemburg’s Attraktivität für die Digitalwirtschaft (Amazon, Microsoft/Skype, eBay/Paypal) und seinem Bekanntheitsgrad über die Grenzen hinaus.
Gibt es heute interessantere Start-ups in Luxemburg als noch vor 5 oder 10 Jahren?
Zweifelsohne. Als wir im Jahr 2000 Mangrove gegründet haben, konnte von einem Start-up-Umfeld in Luxemburg kaum die Rede sein. Das Bild hat sich in den letzten Jahren massiv gewandelt. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von sowohl privaten als auch staatlichen Initiativen mit dem Ziel, Innovation und Gründungsbereitschaft in Luxemburg zu fördern. Inkubatoren wie der Technoport, Nyuko oder das Luxembourg House of Fintech (LHOFT) gehören ebenso dazu wie Gründerinitiativen einzelner Berufsverbände (wie z.B. die „Jonk Entrepreneuren”) und die Forschungsinitiativen in und um die Universität im Bereich der Biotechnologie oder der Cybersecurity.
Luxemburg hat in der Zwischenzeit namhafte Start-ups hervorgebracht mit Doctena, Digicash, AtHome oder Talkwalker (um nur einige zu nennen). Um das Image Luxemburgs als Gründungsstandort zu untermauern bedarf es allerdings weiterer ambitionierter Start-ups mit internationaler Marktausrichtung und -präsenz, die interessant genug sind für internationale Start-up-Finanzierer und Firmenkäufer. Qualifiziertes Personal ist hier die weitaus wichtigste Komponente und entsprechend liegt die größte Herausforderung Luxemburgs darin, einen wettbewerbsfähigen Arbeitsmarkt auch für die Digitalwirtschaft zu schaffen.